• Foto: © Archiv Alpenverein Hall in Tirol

Hüttenchronik

Die wichtigsten Aufgaben des Alpenvereins liegen in der Förderung und Ausübung des Bergsports, Natur- und Umweltschutz, Jugendarbeit und sozialem Engagement sowie dem kulturellen Auftrag.

Gerade deshalb ist der Alpenverein Hall in Tirol bestrebt, einen Überblick über die Geschichte und historische Bedeutung seiner Glungezer-Hütte zu geben.

Bau als Starthütte in Holzbauweise für den 1. Glungezer-Spezial-Abfahrtslauf der 1. FIS-Ski-Weltmeisterschaft am 06. Februar 1933 in Innsbruck.

Im ersten Winter zeigt sich, dass die gebauten und im Pachtvertrag verankerten maximal 30 m² Grundfläche den Bedürfnissen der Gäste nicht entsprechen. Worauf im Jahr 1933 anstelle des Holzbaus eine Steinhütte errichtet wird.

Architekt Hofrat DI Othmar Sehrig plant das Gebäude nun bereits mit einem Wirtschaftsraum für 50 bis 60 Personen und einem kleinen Schlafraum mit zehn Notunterkünften.

Zu dieser Erweiterung kommt es schon im ein Jahr später, nach dem die Hütte dem Ansturm in den ersten Monaten nicht gerecht wird.

Unter der Planung von Leo Handl wird die Hütte nach Süd-Osten um drei Fenster erweitert und erhält an ihrer Nord-West Seite die heute noch existierende signifikante Rundung.

Für den zweiten Ausbau 1935 gelingt es dem Ski-Club Tirol Architekt und Künstler Theodor Prachensky als Planer zu gewinnen. Er orientiert sich an seinen Vorgängern und erweitert die Hütte ebenfalls nach Süd-Osten, um einen breiteren, nach vorne springenden Hüttentrakt.

Nach Fertigstellung der Bauarbeiten hat sich die ehemals kleine Hütte in ein imposantes „Bergheim“ verwandelt, dass trotz seiner massiven Außenmauern aus Stein, im Inneren Gemütlichkeit ausstrahlt und den alpinen Charakter mit der damals zeitgenössischen Architektur verbindet.

1945 zerstört starker Föhnsturm das Dach und Mauerwerk des Nord-West Traktes.

Da Baustoffe zu dieser Zeit sehr rar sind, schreitet die Sanierung der Hütte nur langsam voran und dauert schlussendlich insgesamt drei Jahre.

Der Skiclub startet einen Ideenwettbewerb.

Am Ideenwettbewerb beteiligen sich etliche namhafte Architekten. So auch Theodor Prachensky. Er hat ein Hotel im Kopf, einen Ausbau der Glungezer-Hütte nach Norden. Es soll eine großzügige Anlage im Charakter eines Alpenhotelbetriebs werden, mit der Möglichkeit einer Seilbahn-Bergstation.

Da die Zahl der Mitglieder des Ski-Club Tirols immer weiter sinkt und sich die finanzielle Situation dadurch stark verschlechtert, werden 1951 Überlegungen laut, die Hütte an den Deutschen Alpenverein, Sektion Bamberg zu verkaufen.

Die Sektion Hall unter ihrem Vorsitzenden Alois Hornsteiner will diesen Verkauf abwehren und die Hütte auf dem Haller Hausberg in heimatlicher Hand behalten. Daher schließt sich 1951 der „Ski Club Tirol“ als „Glungezer Hüttenverband“ der AV-Sektion Hall als Gruppe an. So kann die Hütte von der Sektion Hall mit dem Restgeld aus dem Zwangsverkauf der Lizumer-Hütte angekauft werden

Eine signifikante Veränderung des Hüttenbildes, bildet die Verlegung des Haupteingangs an die Nordseite, welcher zusammen mit einem Zubau im Osten 1952 errichtet wird.

Die Hütte orientiert sich nun nicht mehr nur nach Westen und zum Patscherkofel, sondern auch nach Nord-Ost, wodurch die Hütte auch aus dieser Richtung sichtbar wird.

Der Mulistall, an drei Seiten von Steinmauern umgeben, wird 1961 in einen Wirtschaftsraum umfunktioniert – später wird er als ungeheizter Schlafraum für die Pächter adaptiert.

In diesem Jahr wird auch eine Sprechfunkanlage (Direktverbindung) mit der Gendarmerie Hall in Tirol in Betrieb genommen.

Der Alpenverein Hall in Tirol überlegt die Verpachtung bzw. den Verkauf der Glungezer-Hütte an die Sektion Bamberg des Deutschen Alpenvereins, nimmt dann aber davon Abstand.

Zugleich wird aber auch an Plänen für eine Materialseilbahn gearbeitet.

Die bislang größte Katastrophe der österreichischen Luftfahrtgeschichte ereignet sich am 29. Feber 1964. Der „British-Eagle-Flug 802/6“ ist ein Linienflug von London Heathrow nach Innsbruck Kranebitten, auf dem das Verkehrsflugzeug Bristol Britannia knapp unterhalb des Gipfels an der Ostflanke des Glungezer zerschellt. Dem katastrophalen Crash – 75 Passagiere und acht Besatzungsleute sterben – folgt einer der schwierigsten Alpin-Einsätze aller Zeiten. Erst lange Zeit später kann die Ursache des Unglücks ermittelt werden. Die britische Maschine hatte Kartenmaterial an Bord, auf dem die Höhe des Glungezers nicht angegeben war. – Details siehe Bergrettung Innsbruck

Die Glungezer-Hütte dient in diesem Zeitraum als Standort der Alpingendarmerie und der Einsatzkräfte.

1965 wird ein erster Meilenstein in der Modernisierung der Hütte erreicht, mit Hilfe eines Dieselaggregats wird erstmals elektrisches Licht erzeugt.

Eine große Erleichterung in der Bewirtschaftung der Hütte folgt 1968 mit der Errichtung einer Materialseilbahn vom „Tulfeinjöchl“ zur Hütte. Die Versorgung muss jetzt nicht mehr zu Fuß oder mit Mulis erfolgen, sondern energieschonend und in wesentlich kürzerer Zeit.

Der 2. Vorsitzende des AV-Hall Kurt Recheis sponsert den neuen Zufahrtsweg „Kurt-Reicheis-Weg“ von der Tulfeinalm bis zur Talstation der Materialseilbahn.

Eine allgemeine Stromversorgung erhält die Hütte im Jahr 1978 über die oberhalb liegende Funkverkehrs-Station des Österreichischen Bundesheeres.

Mit steigenden Ansprüchen der Besucher:innen steigt auch der Wunsch nach wohliger Wärme in der Stube.

Hierfür werden 1979 bis 1980 die Außenwände der Hütte zur Isolierung mit einer Blechverkleidung versehen.

Ein Container des Österreichischen Bundesheeres wird als Unterstand und Winterraum neben der Hütte aufgestellt.

Der Glungezer hat sich 1981 eine „Goldhaube“ aufstülpen lassen – eine streng geheime militärische Flugfunkverkehrs-Überwachungsstation. Eine kleine Kabinenbahn verbindet nun Tulfein mit der Bergstation der Anlage.

Zur Sicherung ihrer Anlage will das Bundesheer den Glungezer-Gipfel zum militärischen Sperrgebiet erklären. In zähen Verhandlungen von Gemeinde Tulfes, Alpenverein Hall in Tirol mit dem Bundesheer kann diese drastische Einschränkung abgewendet werden.

(Anmerkung: Seit 1. Juli 2008 haben diese Aufgabe die Eurofighter und die Flugzeuge vom Typ Saab 105 übernommen.)

Der „Benno-Haffner-Weg“ wird von der Hütte bis zum westlichen Ski-Anlegeplatz (kleines Jöchl zwischen Hütte und Sonnenspitze) vom „Glungezerfuchs“ Benno mit Unterstützung der Soldaten des Österr. Bundesheeres angelegt.

Der Hütteneingang wird auf die Südwestseite mit neuer Terrasse verlegt

3000 Liter-Tanks als Trinkwasserreservoir: Fritz Anker organisiert zwei 3.000 Liter-Tanks vom Milchhof Innsbruck, welche vom Bundesheer zur Hütte geflogen werden. Sie werden unterhalb der Hütte aufgestellt und dienen als Trinkwasserreservoir.

Es wird ein Hubschrauberlandeplatz bei der Hütte und ein neuer Glungezer-Klettersteig angelegt

Umbau der Materialseilbahn zur Hütte auf 350 kg Ladegewicht. Die Talstation der Materialseilbahn wird eingehaust.

„Der weiße Berg“ – Das erste „Glungezerbuch“ von Gerald Aichner

Besinnung auf die Glungezer-Hütte als ideellen Wert für den Alpenverein und als architektonisches Baudenkmal; 2. Auflage 1994

Auf Initiative der Haller AV-Mitglieder Gerald Aichner, Sepp Gatt (Bürgermeister Tulfes), Walter Keil und Hans Plank werden Hüttenerneuerung sowie Wasserver- und Abwasserentsorgung geplant.

Die vierte große Hüttenerweiterung umfasst eine neuen Pächtereinheit, Sektionszimmer und neue Toiletteanlagen, nach Plänen von DI Heidi Plank-Jauk und Ing. Hans Plank.

Die Trinkwasserversorgung der Hütte erfolgt (mangels Quelle im Hüttenbereich) durch eine neue 1835 m lange Wasserleitung von Tulfein, auf ca. 2.000 Meter, über 600 Höhenmeter zur Hütte hinauf.

Damit verbunden ist auch eine neue 2018 m lange Abwasserleitung nach Tulfein und weiter zum Klärwerk in Fritzens.

In der Seilbahn-Bergstation wird ein zusätzlicher Winterraum eingebaut

1. Glungezer-Taler – Prägung auf der Hütte zum 60-Jahrjubiläum (1994)

1996 werden die Hüttenerweiterung und die neu errichtete Trinkwasser- und Abwasserleitung feierlich eingeweiht.

Vom Tulfeinjöchl zur Glüngezerhütte wird ein neuer „Panoramasteig“ naturschonend, sicher und aussichtsreich vom Wegeteam des Alpenverein Hall in Tirol angelegt.

Roman Klingenschmid richtet auf der Südseite der Hütte eine kleine Boulderwand ein.

Die Materialseilbahn wird für beschränkten Personenverkehr umgebaut und zugelassen.

Die Küchensanierung erfolgt unter kräftiger Mithilfe von Hüttenwirt Georg Seger.

In diesem Zug wird der Wirtschaftsraum (anfänglich Mulistall) als Lebensmittellager adaptiert.

Das Land Tirol verleiht dem Alpenverein Hall in Tirol erstmals das Bergwege-Gütesiegel für die Betreuung des Wegenetzes am Glungezer

Die Glungezer-Hütte erhält als eine der ersten Hütten des Alpenvereins das „Alpenverein-Umwelt-Hütten-Gütesiegel“

Der Hütte wird auf der Westseite eine Natursteinmauer zur Wärmedämmung vorgemauert, um den ursprünglichen Charakter der massiven Außenmauern wieder zu erhalten.

Die 1. „Glunggezer-Hüttenzeitung“ erscheint

Der AV Hall ist eine der ersten Sektionen Österreichs mit eigener Homepage für seine drei Hütten – www.glungezer.at

Hüttenfeier mit „Glungezer-Jubiläumswein Teroldego“ und Frühschoppen

Die Glungezer-Hütte ist die 1. AV-Hütte mit Defibrillator

Neuer Hüttenfolder „Traumpfad der Alpen“: „seven tuXer summits“ Glungezer – Lizum.

Die „seven TuXer summits“ nach einer Idee von Gerald Aichner, führen vom Glungezer über sieben Gipfel in die Lizum zum Geier. www.7tuxer.at

Aufgrund von Permafrost und extremer Wasserkälte vereist die im Jahr 1995 gebaute Wasserleitung immer wieder, sodass die Wasserversorgung während der Wintermonate nicht mehr gewährleistet ist.

Aus diesem Grund wird auf der Südwestseite der Hütte am „Glungezerschlund“ ein Trinkwasser-Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Liter errichtet.

Er erhält in Erinnerung an die Haller Alpenvereins-Förderin Anna Gratl den Namen „Anna-Zisterne am Glungezerschlund“.

Im Gedenken an das Ehrenmitglied des Alpenvereins Hall in Tirol, Fritz-Anker, markiert, verbessert und benennt der Alpenverein Hall 2004 den „Ursteig“ von der Schaferhütte zum Glungezergipfel, in etwa dem Winteranstieg entlang, in „Fritz-Anker-Steig“.

Als Dankbarkeit für die 50-jährige Tätigkeit von Fritz Anker am Glungezer wird die kleine Gaststube der Hütte „Fritz-Anker-Stube“ benannt (bis zur Küchenerweiterung 2020).

Neue Mitglieder Zeitschrift „Glungezer & Geier“

Bischofs-Bergmesse am Glungezer, in der Hütte, mit Bischof Manfred Scheuer zum 100. Todestag von Franz Senn, Mitgründer des Alpenvereins

Via Alpina, Roter Weg Tirol, von Triest – Monaco, „Variante Innsbruck“ über die Lizumer- und Glungezer-Hütte, über Betreiben von AV-Hall-Vorsitzenden Gerald Aichner fixiert – auch der „Tiroler Adlerweg“ führt mit einer Schwinge über den Glungezer.

Die Glungezer-Hütte ist eine der ersten Hütten mit eigener Webcam.

Bergwege-Gütesiegel Land Tirol für die „Glungezer & Geier Route“

2. Bischofsmesse und Feier mit Tirols Altbischof Dr. Reinhold Stecher

„Inntaler Höhenweg“ – von Gerald Aichner neu konzipierte Verbindung Patscherkofel – Kellerjoch  – www.inntaler-hoehenweg.at

Unter Architekt DI Simon Unterberger erfolgt eine Generalsanierung des Innenbereichs (Boden, Fenster, Isolierung, etc.) und Restaurierung der „Prachensky-Gaststube“

80-Jahrfeier Glungezer-Hütte: 3. Bischofmesse am Glungezer, mit Tirols Landesbischof Dr. Manfred Scheuer

Die Generalsanierung im Innenbereich beschert der Hütte im Jahr 2012 anstelle der alten, von Hüttenwirt Lothar Gratl selbst gebauten „Lothar-Bar“, später „Sherpa-Bar“ genannt, die neue, von Architekt Simon Unterberger entworfene, „Britannia Bar“, gestiftet von der ÖAV-Sektion Britannia.

Mit dem neuen Kachelofen bildet die „Britannia Bar“ mit Blick durch die Glasscheibe auf das alte Mauerwerk der Hütte aus der Bauphase 1934, den architektonisch-historisch Blickfang.

2014 werden die Schlafplätze der Hütte abermals um 18 Betten nach den Plänen von DI Simon Unterberger erweitert.

In Richtung Westen unterhalb der Terrasse wird die „TuXer“-Schlafhütte angebaut. Gemäß der Zeit wird auf Massivbau verzichtet und auf eine Hütte in Fertigteilbauweise aus Holz erbaut – Zubau mit zwei Schlaflagern „Glungezer“ & „Sonnspitz“

Aufgrund behördlicher Auflagen muss der Alpenverein Hall im Herbst 2014 das bestehende Lebensmittellager, den Vorgaben entsprechend, komplett umbauen.

2016 übersiedelt die von ÖAV- Vizepräsident Architekt DI Helmuth Ohnmacht erfundene Biwakschachtel, die einige Zeit als Blickfang vor dem Alpenvereinshaus in Innsbruck aufgestellt war, zur Glungezer-Hütte. Sie erweitert das Schlafangebot.

Die Küche wird 2020 durch Umbau, Isolierung und neuer Einrichtung zur modernen funktionalen Gastroküche ausgestaltet und um die Fritz-Anker-Stube erweitert.

Ursprünglich war dieser älteste Hüttenteil der Tagraum mit 8 Notlagern und dem Klubraum des „Ski Club Tirol“. Daraus entstand der „Bergrettungstisch“, wo es eine Ehre war, wenn man sich dazusetzen durfte. Dann erfolgte die Umfunktionierung als erste „Nichtraucherstube“ und die Umbenennung in „Fritz-Anker-Stube“ in Erinnerung an den großen Hüttenförderer.

Auf Initiative des 1. Vorsitzenden des Alpenverein Hall in Tirol Romed Giner wird die Anbindung an das A1 5G-Netz vorangetrieben und umgesetzt.

Mit der neuen Anbindung, über den rund 17 km entfernten A1 Sender „Pillberg“ erhalten die Gäste der Glungezer-Hütte die Möglichkeit, ihre Smartphones auch im Hochgebirge optimal einzusetzen. Speziell wenn es darum geht, Digitalrouten zu planen, den digitalen Kompass einzusetzen, Wetterwarnungen zu erhalten oder mit Rettungskräften zu kommunizieren.

Neuer „Glungezer Sagen-Klettersteig“ von Tulfein zur Glungezer-Hütte

Die 90-Jahr-Feier der Glungezer-Hütte findet am 20. August statt.

Erneuerung der Brunnenstube (Quellfassung) im Bereich der Tulfein Alm. Gemeinschaftsprojekt mit der Gemeinde Tulfes. Die neue Quellfassung hat nun ein Fassungsvermögen von 50 m³ und versorgt vorrangig die Tulfeinalm und die Glungezer-Hütte.

Quellen und Literatur: Gerald Aichner: „Der weiße Berg“ – Das 1. Glungezerbuch, 1993/94;  „Di TuXa“ – Großes TuXer Alpenbuch (3. Glungezerbuch); Gerald Aichner Autor und Verleger, 2021/2022

Photos: © Archiv Alpenverein Hall in Tirol